Leonardo da Vincis Zeichnung einer männlichen Figur, die perfekt in einen Kreis und ein Quadrat eingeschrieben ist, bekannt als der „Vitruvianische Mensch“, veranschaulicht, was er für eine göttliche Verbindung zwischen der menschlichen Form und dem Universum hielt. Wegen seiner Schönheit und Symbolkraft ist es eines der berühmtesten Bilder der Welt. Aber was würde passieren, wenn eine weibliche Figur den Platz der männlichen Figur des Vitruvianischen Menschen einnehmen würde? Wird sich der göttliche Zauber mit dem Universum auflösen?
Weniger berühmt als Leonardo da Vinci, aber sehr bekannt und wichtig für seine Pionierarbeit bei fotografischen Bewegungsstudien war der englische Fotograf Eadweard Muybridge. Seine Sequenzen der menschlichen Figur in Bewegung zeigen Männer und Frauen bei verschiedenen Tätigkeiten. Bei näherer Betrachtung zeigt sich ein traditionelles Rollenmuster: Die Männer zeigen sich in erstaunlichen athletischen Bewegungen, während die Frauen mit häuslichen Tätigkeiten oder Kindern beschäftigt sind. Eine der Sequenzen, die mich zutiefst beeindruckt hat, heißt „Turning Around in Surprise and Running Away“. Sie zeigt eine nackte Frau, die ihre Augen und ihre Genitalien bedeckt, während sie ihren Körper von der Kamera wegdreht.
Muybridges Frau und Leonardos Mann sind sich in vielerlei Hinsicht körperlich ähnlich. Beide bringen die idealen Formen und Proportionen zum Ausdruck, die von den klassischen Normen der menschlichen Schönheit vorgegeben werden, aber ihr Selbstbewusstsein für den Platz in der Welt, zu dem sie gehören, scheint sehr unterschiedlich zu sein. Das Video bestätigt diese Beobachtung und zeigt symbolisch, wie der von Konventionen geleitete Blick der Gesellschaft diese Haltung bestimmt.
Das Video oben ist ein kurzer Trailer. Das vollständige Video dauert 2:14. Für Informationen: Kontakt.
Screenings:
• 2.-17. November 2024: Art Video, Galerie L’esTRAde – Photographie & Vidéo & Art Visuel, Athis de l’Orne, Normandie, Frankreich.
• 8.-24. März 2024: Corporeazione. La sacralità di una lotta moderna, Palazzo Caccia Canali, Sant’Oreste RM, Italien.
• 23. Februar 2023: Vorführung von 12 Videos von Maria Korporal im Rahmen des Premio Borgo Video, kuratiert von der Galerie La scala d’oro, Sala Dionigi (Chiesa Valdese), Rom, Italien.
• 3. Dezember 2020: Flick Film Festival (USA)
• 1.-31. Mai 2020: Video Art Miden online.
• 23. April – 31. Mai 2020: Maria Korporal Monographie. Ausgewählte Werke 2008-2020, auf VisualcontainerTV
• 28. November – 1. Dezember 2019: Vierte Welle Festival, Lichtblick-Kino, Berlin
• der fragile Mikrokosmos ist vor Scham aus den Fugen vom 1. bis 30. Dezember 2018 in der Galerie VBK, Berlin
© Maria Korporal 2018